Author Topic: Oriana Fallaci: Die Wut und der Stolz  (Read 2389 times)

KarlMartell

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Re: Oriana Fallaci: Die Wut und der Stolz
« on: September 19, 2012, 03:43:15 pm »
glücklichen, die sie zur Welt gebracht haben, und sehen
in den Frauen nur eine Eizelle, um ihre ungewisse Spezies
zu klonen. Den Zikaden weiblichen Geschlechts dagegen,
das heißt den Feministinnen mit dem schlechten
Gedächtnis, habe ich allerdings etwas zu sagen. Herunter
mit der Maske, ihr falschen Amazonen. Erinnert ihr
euch noch an die Jahre, in denen ihr mich mit Beleidigungen
überhäuft habt, anstatt mir dafür zu danken, dass
ich euch den Weg geebnet habe, indem ich nämlich bewiesen
habe, dass eine Frau jede Arbeit mindestens genauso
gut oder besser machen kann als ein Mann? Erinnert
ihr euch an die Jahre, in denen ihr mich, anstatt
mich als Vorbild hinzustellen, als schmutziges Macho-
Weib, als Macho-Schwein bezeichnet und gesteinigt habt,
weil ich ein Buch mit dem Titel Brief an ein nie geborenes
Kind geschrieben hatte? »Hässlich, hässlich, hässlich. Das
hält sich höchstens einen Sommer.« (Inzwischen hält es
sich schon dreißig Jahre.) Und auch: »Die denkt mit der
Gebärmutter.« Nun, wo ist euer galliger Feminismus geblieben?
Wo ist euer angeblicher Kampfgeist geblieben?
Wie kommt es, dass ihr hinsichtlich eurer afghanischen
Schwestern, der von den Macho-Schweinen in Rock und
Turban hingerichteten gefolterten gedemütigten zu Märtyrerinnen
gemachten oder in die Irre geleiteten Frauen,
das Schweigen eurer kleinen Zuhälter nachahmt? Wie
kommt es, dass ihr nicht mal ein kleines Protestgeschrei
anstimmt vor der Botschaft von Afghanistan oder Saudi-
Arabien oder irgendeinem anderen moslemischen
Land? Habt ihr euch alle in den faszinierenden Usama
Bin Laden vergafft , in seine großen Torquemada-Augen,
in seine dicken Lippen und in das, was er unter seinem
schmutzigen Rock hat? Findet ihr ihn romantisch, haltet
ihr ihn für einen Helden, träumt ihr alle davon, von
ihm vergewaltigt zu werden? Oder ist euch die Tragödie
eurer moslemischen Schwestern scheißegal, weil ihr sie
für minderwertig haltet? Wer ist denn hier rassistisch:
ich oder ihr? Die Wahrheit ist, dass ihr nicht einmal Zikaden
seid. Ihr seid und wart seit jeher Hennen, die nur
im Hühnerstall zu gackern verstehen, gack, gack, gack.
Parasitinnen, die bei dem Versuch, groß herauszukommen,
immer einen Hahn, einen Zuhälter, einen Schutzengel
gebraucht haben.
Stopp. Lass mich nun die Schlussfolgerung aus meinem
Gedankengang darlegen.
* * *
Weißt du, wenn ich dermaßen verzweifelt bin, habe ich
nicht nur die apokalyptischen Szenen vom 11. September
2001 vor Augen: Die Körper, die dutzendweise aus dem
achtzigsten und neunzigsten und hundertsten Stockwerk
fallen, der erste Turm, der implodiert und sich selbst verschluckt,
der zweite, der schmilzt, als wäre er ein Stück
Butter. Oft schiebt sich über die beiden Türme, die es
nicht mehr gibt, das Bild der beiden Jahrtausende alten
Buddhas, die die Taliban vor sechs Monaten in Afghanistan
zerstörten. Die Bilder mischen sich, verschmelzen,
werden zu ein und derselben Sache, und ich denke:
Haben die Leute denn diese Untat schon vergessen? Ich
nicht. Jedes Mal, wenn ich die zwei kleinen Buddhas be
trachte, die in meinem livingroom stehen und die mir ein
alter, von den Roten Khmer verfolgter Mönch in Pnomh
Penh während des Krieges in Kambodscha schenkte,
krampft sich mein Herz zusammen. Es zerspringt und
anstelle der zwei kleinen Messingbuddhas sehe ich die
beiden riesigen Buddhas vor mir, die in den Felsen gehauen
im Tal von Bamiyan standen. In dem Tal, durch
das vor Tausenden von Jahren die voll beladenen Karawanen
aus dem Römischen Reich in den Fernen Osten
zogen oder umgekehrt. An dem Ort, durch den die legendäre
Seidenstraße führte, an dem sich alle Kulturen
trafen und vermischten. (Welch schöne Epoche.) Ich
sehe beide Buddhas vor mir, weil ich alles über sie weiß.
Dass der ältere (drittes Jahrhundert) fünfunddreißig
Meter hoch war. Der andere (viertes Jahrhundert) beinahe
vierundfünfzig. Dass beide am Rücken mit dem Felsen
verbunden und ganz mit polychromem Stuck überzogen
waren. Rot, gelb, grün, blau, violett. Dass ihre Gesichter
und ihre Hände vergoldet waren. Dass sie in der
Sonne funkelten, gleißend wie kolossale Juwelen. Dass
im Innern der Nischen (von jetzt an ebenso leer wie leere
Augenhöhlen), die glatten Wände mit erlesenen Fresken
bedeckt waren. Dass bis zum Tag des Verbrechens
auch die Fresken erhalten waren …
Mir krampft sich das Herz zusammen, denn ich verehre
Kunstwerke genauso wie die Moslems das Grab Mohammeds
verehren. Für mich ist ein Kunstwerk so heilig wie
für sie ihr Mekka, und je älter es ist, umso heiliger ist es.
Im Übrigen ist mir jeder Gegenstand aus der Vergangenheit
heilig. Eine Versteinerung, ein Terrakottafi gürchen,
eine kleine Münze, ein jegliches Zeugnis dessen, was wir
waren und taten. Die Vergangenheit erregt meine Neugier
weit mehr als die Zukunft , und ich werde nie müde
zu behaupten, dass die Zukunft eine Hypothese ist. Eine
Vermutung, eine Annahme, das heißt eine Nicht-Realität.
Allerhöchstens eine Hoff nung, der wir in Träumen
und Phantasien Gestalt zu verleihen suchen. Die Vergangenheit
dagegen ist eine Gewissheit. Eine konkrete Größe,
eine feststehende Realität, eine Schule, ohne die man
nicht überleben kann, denn wer die Vergangenheit nicht
kennt, versteht die Gegenwart nicht und kann nicht versuchen,
mit Träumen und Phantasien auf die Zukunft
einzuwirken. Und außerdem ist jeder auf uns gekommene
Gegenstand kostbar, weil er die Illusion von Ewigkeit
in sich trägt. Weil er einen Sieg über die Zeit darstellt,
die abnutzt, welken lässt und tötet. Besser, weil er
eine Überwindung des Todes bedeutet. Und wie die Pyramiden,
das Parthenon, das Kolosseum, wie eine schöne
Kirche oder eine schöne Synagoge oder eine schöne
Moschee oder ein tausendjähriger Baum, zum Beispiel
die Sequoien in der Sierra Nevada, gaben mir die beiden
Buddhas von Bamiyan genau dieses Gefühl. Aber diese
Hurensöhne, diese Wakil Motawakils haben sie mir zerstört.
Sie haben sie mir getötet.
Mir krampft sich auch das Herz zusammen, wenn ich
daran denke, wie sie sie getötet haben: wie kaltherzig und,
zugleich, mit welcher Genugtuung sie die Untat begangen
haben. Sie haben sie nämlich nicht in einer Aufwallung
von Wahnsinn zerstört, in einem plötzlichen und vorübergehenden
Zustand, den das Gesetz als »Unzurech
nungsfähigkeit« bezeichnet. Sie haben nicht mit der Irrationalität
der chinesischen Maoisten gehandelt, die 1951
Lhasa zerstörten, die Klöster und den Palast des Dalai
Lama stürmten und wie betrunkene Büff el die Denkmäler
einer Kultur dem Erdboden gleichmachten. Sie
verbrannten die tausendjährigen Pergamentrollen, zerschlugen
die tausendjährigen Altäre, zerfetzten die tausendjährigen
Mönchsgewänder und funktionierten sie
um zu Th eater kostümen. (Die Buddhas aus Gold und
Silber schmolzen sie ein, machten Barren daraus: mögen
sie vor Scham ersticken ad saecula saeculorum amen.)
Doch siehst du, der Zerstörung von Lhasa ging kein Prozess
voraus. Sie erfolgte nicht nach einem Urteil. Sie trug
nicht die Merkmale einer aufgrund von Rechtsnormen
oder angeblichen Rechtsnormen beschlossenen Exekution.
Und sie geschah, ohne dass die Welt es wusste, das
heißt, ohne dass irgendjemand eingreifen konnte, um sie
zu verhindern oder aufzuhalten. Im Fall der Buddhas von
Bamiyan dagegen gab es einen echten Prozess. Es gab
ein echtes Urteil, dann eine aufgrund von Rechtsnormen
oder angeblichen Rechtsnormen beschlossene Exekution.
Ein genau überlegtes Verbrechen also. Bewusst geplant
und ausgeführt unter den Augen der ganzen Welt, die auf
Knien um Gnade für die Statuen fl ehte. Die UNO ging
auf die Knie, die UNESCO, die Europäische Union, die
Nachbarländer fl ehten, das heißt Russland, Indien, Th ailand,
sogar China, dem die Sünde von Lhasa noch schwer
im Magen lag. »Wir beschwören euch, gnädige Herren
Taliban, tut es nicht. Die archäologischen Zeugnisse gehören
zum Weltkulturerbe, und die beiden Buddhas von
Bamiyan stören doch keinen.« Doch es half alles nichts.
Erinnerst du dich an den Urteilsspruch des Höchsten Islamischen
Gerichtshofs in Kabul? »Alle vorislamischen
Statuen werden gestürzt. Alle vorislamischen Symbole
werden zusammen mit den vom Propheten verdammten
Götzenbildern hinweggefegt …« Am 26. Februar 2001
(nicht 1001) wurde dieses Urteil verkündet: am selben
Tag, an dem sie öff entliche Hinrichtungen durch den
Strang in den Stadien genehmigten und den Frauen die
letzten ihnen noch verbliebenen Rechte nahmen. (Neben
dem Recht zu lachen auch das Recht, Stöckelschuhe zu
tragen. Das Recht zu singen. Das Recht, ohne schwarze
Vorhänge an den Fenstern zu Hause zu sein.) Erinnerst
du dich an die Misshandlungen, die die beiden Buddhas
gleich danach erlitten? Die Maschinengewehrsalven ins
Gesicht, dass die Nase absprang, das Kinn verschwand,
die Wange herunterfi el. Erinnerst du dich an die Pressekonferenz
des Ministers Qadratullah Jamal? »Da wir
befürchten, dass die Granaten, die Kanonenkugeln und
die fünfzehn Tonnen Sprengstoff , die wir zu Füßen der
beiden Götzenbilder aufgehäuft haben, nicht ausreichen,
haben wir einen Abbruchexperten sowie ein befreundetes
Land um Hilfe gebeten. Und da der Kopf und die Beine
schon abgeschlagen wurden, schätzen wir, dass das Urteil
innerhalb von drei Tagen restlos vollstreckt werden
kann.« (Mit ›Abbruchexperten‹ ist, glaube ich, Usama
Bin Laden gemeint. Mit ›befreundetes Land‹ Pakistan.)
Nun, erinnerst du dich an die eigentliche Exekution zum
Schluss? An die beiden dumpfen Explosionen? Die zwei
dicken fetten Staubwolken … Sie sahen aus wie die Wol
ken, die sechs Monate später von den beiden Türmen in
New York aufsteigen sollten. Und ich dachte an meinen
Freund Kondun.
* * *
Tja: 1968, musst du wissen, interviewte ich einen ganz
außergewöhnlichen Mann. Den friedliebendsten, sanftesten,
weisesten Mann, den ich in meinem Leben ohne
Illusionen kennen gelernt habe: den heutigen Dalai Lama,
den die Buddhisten den lebenden Buddha nennen. Er
war damals dreiunddreißig Jahre alt, nicht viel jünger
als ich. Und seit neun Jahren ein entthronter Herrscher,
ein Papst, oder besser gesagt, ein Gott im Exil. Als solcher
lebte er in Dharamsala, einem Städtchen in Kaschmir
zu Füßen des Himalaja, wo ihn die indische Regierung
zusammen mit ein paar Dutzend Mönchen und
einigen Hundert aus Lhasa gefl üchteten Tibetern aufgenommen
hatte. Es war eine lange, unvergessliche Begegnung.
Wir tranken in der kleinen Villa mit Blick auf die
weißen Berge und die blau glitzernden, scharfk antigen
Gletscher Tee, gingen in dem Garten voller duft ender
Rosensträucher spazieren und verbrachten so einen
ganzen Tag zusammen. Er antwortete auf meine Fragen.
Ich lauschte seiner schönen, frischen und hellen Stimme.
Oh! Auf den ersten Blick hatte er begriff en, mein junger
Gott, dass ich eine Frau ohne Könige ohne Päpste ohne
Götter war. Genau hatte er mich bei meiner Ankunft mit
den durch die Brille mit Goldrand noch scharfsichtiger
wirkenden Mandelaugen gemustert. Und doch behielt er
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mich den ganzen Tag bei sich. In seiner grenzenlosen Liberalität
behandelte er mich, als sei ich eine alte Freundin
oder besser ein Mädchen, dem man den Hof machen
muss. Und aus diesem Grund, glaube ich, tat er gegen
Mittag etwas Seltsames, was ich noch nie erzählt habe.
Mit der Entschuldigung, es sei so heiß, ging er sich umziehen,
und anstelle des kostbaren Schals aus rostroter
Wolle, den er über der orangefarbenen Kutte getragen
hatte, zog er ein T-Shirt mit Popeye darauf an. Ja, Popeye,
der Comicfi gur, die immer eine Pfeife im Mund
hat und Dosenspinat isst. Und als ich ihn lachend fragte,
wo er so ein Kleidungsstück gefunden und warum er es
angezogen habe, erwiderte er seelenruhig: »Ich habe es
auf dem Markt in New Delhi gekauft . Und ich habe es
angezogen, um Ihnen eine Freude zu machen.«
Er gab mir ein wunderschönes Interview. Zum Beispiel
erzählte er mir von seiner ernsten, freudlosen Kindheit,
die er mit seinen Lehrmeistern und über den Büchern
verbrachte, mit sechs Jahren studierte er schon
Sanskrit und Astrologie und Literatur, mit zehn Dialektik
und Metaphysik und Astronomie, mit zwölf die Kunst,
zu befehlen und zu regieren … Er erzählte mir von seiner
unglücklichen Jugend, die er mit der Bemühung verbrachte,
ein vollkommener Mönch zu werden, die Versuchungen
zu überwinden, das Begehren abzutöten, indem
er den Gemüsegarten seines Kochs aufsuchte und
dort riesige Kohlköpfe züchtete. »Ein Meter Durchmesser,
eh?« Er erzählte mir von seiner Liebe zur Mechanik
und zur Elektrizität und vertraute mir an, dass er Mechaniker
oder Elektriker geworden wäre, wenn er einen
Beruf hätte wählen können … »In Lhasa reparierte ich
so gern den elektrischen Generator, nahm die Motoren
auseinander und baute sie wieder zusammen. In der Garage
des Königspalasts entdeckte ich drei alte Autos, die
irgendjemand meinem Vorgänger, dem dreizehnten Dalai
Lama, zum Geschenk gemacht hatte. Zwei Baby Austin
von 1927, ein himmelblauer und ein gelber, und ein orangefarbener
Dodge Jahrgang 1931. Sie waren alle verrostet.
Ich bastelte so lange an ihnen herum, bis es mir gelang,
sie wieder funktionstüchtig zu machen und sogar zu fahren.
Leider konnte ich sie nur im Hof fahren: in Lhasa
gab es nur Maultierpfade und Feldwege.« Er sprach auch
über Mao Tsetung, der ihn an seinem achtzehnten Geburtstag
nach China eingeladen hatte und ihn, bezaubert
von seiner Klugheit, elf Monate bei sich in Peking
behielt. »Ich blieb in der Hoff nung, es würde helfen, Tibet
zu retten. Im Gegenteil … Aber wer weiß: Vielleicht
wollte er es wirklich retten und wurde daran gehindert.
Armer Mao … Wissen Sie, Mao Tsetung hatte etwas
Trauriges an sich. Etwas Rührendes. Seine Schuhe waren
immer schmutzig, er zündete eine Zigarette nach der
anderen an und diskutierte ununterbrochen über Marxismus.
Doch er sagte nie etwas Dummes.« Er sprach
auch von den Gräueltaten, die die Maoisten in Tibet begangen
hatten. Den Klöstern, die geplündert und angezündet
wurden, den Mönchen, die gefoltert und niedergemetzelt
wurden, den Bauern, die von den Feldern gejagt
und massakriert wurden. Und von der Flucht, zu
der er gezwungen worden war. Der Flucht eines vierundzwanzigjährigen
Herrschers, der als Soldat verkleidet
den Königspalast verlässt, sich im Schutz der Dunkelheit
unter die terrorisierte Menge mischt und den Stadtrand
von Lhasa erreicht. Dort springt er auf ein Pferd, galoppiert
zwei Wochen lang, gehetzt von einem tief fl iegenden
chinesischen Flugzeug. Er versteckt sich in Höhlen und
galoppiert, duckt sich ins Gebüsch und galoppiert. Von
Dorf zu Dorf gelangt er schließlich nach Kaschmir, wo
der Pandit Nehru ihm Asyl gewährt. Doch er ist längst
ein König ohne Reich, ein Papst ohne Kirche, ein Gott
ohne Gläubige. Und da der größte Teil der Tibeter über
Indien, Nepal und Sikkim verstreut ist, wird es bei seinem
Tod praktisch unmöglich sein, seinen Nachfolger
zu suchen. Mit ziemlicher Sicherheit ist er der letzte Dalai
Lama. An diesem Punkt unterbrach ich ihn. Ich war
überzeugt davon, dass der Hass in seinem Herzen wohnt,
und fragte: »Heiligkeit, werden Sie Ihren Feinden je verzeihen
können?« Er sah mich erstaunt an. Überrascht,
misstrauisch, vielleicht beleidigt, doch vor allem verblüfft .
Dann rief er mit seiner schönen, frischen, hellen Stimme:
»Welchen Feinden? Feinden?!? Ich habe sie nie als
Feinde betrachtet! Ich habe keine Feinde! Ein Buddhist
hat keine Feinde!«
Ich war aus Vietnam nach Dharamsala gekommen,
verstehst du. In jenem Jahr in Vietnam hatte ich als
Kriegsbericht erstatterin die Tet-Off ensive und die Mai-
Off ensive, die Belagerung von Khe Sanh und die Schlacht
von Hué am eigenen Leib erfahren … Ich kam aus einer
Welt, wo das Wort Feind-enemy-ennemi-Feind jede Sekunde
fi el, es war Teil unseres Lebens. Ich meine, sein
Klang war so vertraut wie der unseres Atems. Als ich den