Author Topic: Pakistan: Extremisten bedrängen Christen und moderate Muslime  (Read 84 times)

Ben

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Pakistan: Extremisten bedrängen Christen und moderate Muslime

Vorsitzender der Pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Coutts, beklagt in Wien "bedrückende" Stimmung - Christen lebten aus Angst vor Gewalt in ständiger Anspannung
12.06.2012

Wien (KAP) Islamische Extremisten in Pakistan bringen die wenigen dort lebenden Christen, aber auch die Mehrheit der moderaten Muslime im Land immer stärker in Bedrängnis. Das berichtete der Vorsitzende der Pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Coutts, am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien. "Die Extremisten sind stark, weil sie nicht zögern, Gewalt anzuwenden", schilderte der Erzbischof von Karachi. Ziele seien Andersgläubige genauso wie Regierungsvertreter oder Muslime, die eine extreme Auslegung des Koran nicht teilten. Die Regierung sei kaum in der Lage, gegen die Extremisten vorzugehen.

 

Etwa zwei Prozent der rund 180 Millionen Einwohner von Pakistan sind Christen. Sie verfügten über ein Grundmaß an Freiheit; ihre Lage habe sich aber in den vergangenen beiden Jahrzehnten deutlich verschlechtert, beklagte Coutts eine wachsende Intoleranz gegenüber Christen. Insgesamt herrsche durch die Angst vor Gewalttaten und Anschlägen islamischer Extremisten eine "bedrückende" Stimmung.

 

Nicht-Muslime lebten auch wegen des Missbrauchs der sogenannten "Blasphemie-Gesetze", die bei Beleidigung des Propheten Mohammed die Todesstrafe vorsehen, in ständiger Anspannung. Extremisten setzten bei diesen Prozessen auch Richter unter Druck, berichtete Coutts: "Sie setzen sich in den Gerichtssaal und starren den Richter so lange bedrohlich an, damit dieser ein für sie passendes Urteil fällt." Bisher sei zwar niemand wegen des Blasphemie-Paragraphen vom Staat hingerichtet worden, rund 30 Beschuldigte seien aber auf der Straße oder auf dem Transport vom Gefängnis zum Gericht von "Unbekannten" ermordet worden, erinnerte der Erzbischof. Anderen Kritikern der Gesetze werde auf diese Weise Angst gemacht, um sie zum Schweigen zu bringen.

 

Negative Auswirkungen für das Verhältnis zwischen Christen und Muslime in Pakistan habe auch die für weite Teile der Bevölkerung selbstverständliche Gleichsetzung zwischen dem Westen und dem Christentum, betonte Erzbischof Coutts. Vorstellungen, wonach "die Christen" den Irak oder Afghanistan angegriffen hätten oder sie "gemeinsam mit den Zionisten" die Palästinenser unterdrücken würden, führten zu einem großen Zorn unter vielen Muslimen. "Sie schauen dann auf uns nicht als pakistanische Christen, sondern verbinden uns mit der westlichen Christenheit", erklärte Coutts. Pakistanische Christen müssten in der Folge für alle negativen Nachrichten aus westlichen Welt, die Konsequenzen tragen. Als Beispiele nannte der Erzbischof den Karikaturenstreit genauso wie Koranverbrennungen eines US-Pastors.

 

Die Extremisten machten nur eine Minderheit in der Bevölkerung aus, betonte der Erzbischof. Weil jeder zweite Pakistani Analphabet ist, hätten Imame aber einen großen Einfluss auf die Menschen. Coutts schilderte weiters einen Trend zum Studium in Saudi Arabien, von wo die jungen Leute mit "wahabitischen Vorstellungen" des Islam zurückkämen. Dennoch sei das Problem nicht der "Mann auf der Straße", so der Vorsitzende der pakistanischen Bischöfe. "Das Problem sind die starken extremistischen Gruppen. Sie gehorchen keiner Logik. Ihre Logik ist der Fanatismus. Sie sind bereit, im Namen der Religion zu töten und zu sterben."

 

Noch bis Samstag in Österreich

 

Erzbischof Coutts hält sich noch bis Samstag im Rahmen einer einwöchigen Vortragsreise auf Einladung der Hilfsorganisation "Kirche in Not" in Österreich auf. Nach Stationen in Wien und Graz, wo der Erzbischof auch mit Kardinal Christoph Schönborn und Bischof Egon Kapellari zusammengetroffen ist, steht am Mittwoch ein Vortrag im Salzburger Bildungshaus St. Virgil auf dem Programm. Am Donnerstag spricht Coutts im Linzer Priesterseminar. Die Vorträge beginnen jeweils um 19 Uhr.

 

Zum Abschluss seines Besuchs feiert der Erzbischof am kommenden Freitag um 18.30 Uhr einen Gottesdienst in der Kalasantinerkirche in Wien. Anschließend hält er wieder einen Vortrag.

http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/47473.html

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